Die konstituierende Sitzung
Die konstituierende Sitzung: Beginn Ihrer Amtszeit
Ihre erste Sitzung ist die konstituierende Sitzung. Hierzu lädt noch der Wahlvorstand ein, und zwar vor Ablauf einer Woche nach dem Wahltag. Eingeladen werden alle neu gewählten Personalratsmitglieder und ggf. Ersatzmitglieder, die die Wahl angenommen haben. Zudem setzt der Wahlvorstand noch eine Tagesordnung fest. Der Vorsitzende des Wahlvorstands leitet die konstituierende Sitzung, bis der Personalrat aus seiner Mitte einen Wahlleiter bestellt hat.
Vermeiden Sie diesen Fehler: die personalratslose Zeit
Ihr Dienstherr muss Ihre Mitbestimmungsrechte erst beachten, wenn Ihr Gremium konstituiert ist. Sie sollten deshalb Ihre konstituierende Sitzung so legen, dass sie noch während oder unmittelbar im Anschluss an die Amtszeit des alten Personalrats stattfindet.
Das ist wichtig während der konstituierenden Sitzung
1. Sinn und Zweck der Sitzung
Wichtigstes Thema und Pflichtbestandteil der Tagesordnung ist die Wahl des Personalratsvorsitzenden und seines Stellvertreters. Die Beschlussfähigkeit des Gremiums wird noch vom Wahlvorstand festgestellt. Ist dies geschehen, muss zunächst ein Leiter für die Wahl des Vorsitzenden und des Stellvertreters bestimmt werden – per Wahl durch Sie und alle anderen anwesenden Personalräte.
Hier endet die Arbeit des Wahlvorstands
Sobald der Wahlleiter feststeht, entfällt das Teilnahmerecht des Vorsitzenden des Wahlvorstands. Er muss den Raum dann verlassen. Der Wahlleiter übernimmt die Leitung der konstituierenden Sitzung des Personalrats.
2. Der Wahlvorstand geht, der Wahlleiter übernimmt
Die Aufgabe des Wahlvorstands endet hier. Man könnte es so formulieren: „Der Wahlvorstand hat seine Schuldigkeit getan, der Personalrat ist gewählt, der Wahlvorstand kann gehen.“
3. Die Wahl Ihres Vorstands, Vorsitzenden und seines Stellvertreters
Jetzt bilden Sie aus Ihrer Mitte den Vorstand. Diesem muss ein Mitglied jeder im Personalrat vertretenen Gruppe angehören. Nachdem der Vorstand gewählt ist, bestimmt der Personalrat, welches Vorstandsmitglied den Vorsitz übernimmt, § 35 Abs. 1 Bundespersonalvertretungsgesetz (BPersVG). Gewählt ist, wer die einfache Mehrheit erhält. Außerdem sind die Stellvertreter zu bestimmen (§ 35 Abs. 1 BPersVG).
4. Sitzungsprotokoll nicht vergessen
Halten Sie das Ergebnis der Wahl im Sitzungsprotokoll fest. Der gewählte Personalratsvorsitzende sowie ein weiterer Personalratskollege unterschreiben es.
Möchten Sie Vorsitzender werden?
Für das Amt des Personalratsvorsitzenden und seines Stellvertreters sind in erster Linie erfahrene Personalräte gefragt. Hier könnten Sie sich als alter Hase einbringen.
Wenn Sie doch nicht wollen
Sind Sie erst einmal zum Vorsitzenden gewählt, tragen Sie grundsätzlich 4 Jahre lang eine große Verantwortung. Allerdings können Sie die Wahl auch ablehnen oder Ihr Amt später jederzeit niederlegen. Die Niederlegung erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Personalrat (nicht gegenüber dem Dienstherrn). Nehmen Sie die Wahl nicht an, ist so lange zu wählen, bis ein Vorsitzender gefunden ist.
Wie Sie von einer Geschäftsordnung profitieren
Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit sollten Sie und Ihre Kollegen sich eine Geschäftsordnung geben. Sie sind hierzu zwar nicht verpflichtet, § 42 Bundespersonalvertretungsgesetz (BPersVG). Eine Geschäftsordnung ist aber ein sinnvolles Instrument, das Ihnen – richtig angepackt – die Arbeit erleichtert und Sie vor Fehlern bewahrt. Zudem trägt sie dazu bei, dass die Arbeit für alle Personalratsmitglieder, insbesondere auch für Neulinge, transparent und rechtssicher ist.
Vermutlich wissen Sie aber bereits aufgrund Ihrer Erfahrung: Von einer durchdachten Geschäftsordnung kann ein Personalrat nur profitieren. Das Regelwerk gilt grundsätzlich für die Dauer einer Amtsperiode. Als neu gewähltes Gremium können Sie auch die Geschäftsordnung des bisherigen Personalrats übernehmen. Arbeiten Sie hier mit erfahrenen Personalräten zusammen. Für die Geschäftsordnung benötigen Sie einen Mehrheitsbeschluss.
Welche Themen außerdem speziell in Ihrer Dienststelle sachdienlich sind, wissen vor allem Sie als erprobter Personalrat. Bringen Sie bei der Zusammenstellung der Regeln möglichst viele Ihrer Erfahrungen ein. Anhand der unten stehenden Checkliste können Sie prüfen, ob einzelne Bestandteile speziell für Ihre Geschäftsordnung nützlich sind oder nicht.
Diese Wirkung haben die neuen Regeln
Die Geschäftsordnung gilt nur intern für Ihr Gremium. Sie verpflichtet weder Ihren Dienstherrn noch Ihre „Nicht- Personalratskollegen“. Sie können mit den festgelegten Regelungen keine gesetzlichen Bestimmungen ändern, sondern sie lediglich näher ausgestalten und ergänzen.
Verstößt ein Mitglied des Personalrats bewusst und wiederholt gegen die Geschäftsordnung, ist das eine grobe Pflichtverletzung, die mit dem Ausschluss aus dem Personalrat geahndet werden kann (§ 30 BPersVG).
So gehen Sie vor
Die Geschäftsordnung können Sie nur durch absoluten Mehrheitsbeschluss Ihres Gremiums verabschieden. Das bedeutet: Nicht nur die Mehrheit der anwesenden, sondern die Mehrheit aller Personalratsmitglieder muss zustimmen. Wie bei jeder Beschlussfassung sind auch hier eine ordnungsgemäße Einladung an alle Personalratsmitglieder (bzw. bei Verhinderung an die Ersatzmitglieder) und eine rechtzeitige Mitteilung über die Tagesordnung Voraussetzung. Beschlussfähigkeit liegt vor, wenn mindestens die Hälfte der Personalratsmitglieder an der Beschlussfassung teilnimmt.
Nach der Beschlussfassung ist das Regelwerk schriftlich festzuhalten und vom Personalratsvorsitzenden zu unterschreiben. Außerdem muss die Geschäftsordnung ins Protokoll der Sitzung aufgenommen werden.
Den Dienstherrn brauchen Sie nicht zu informieren
Händigen Sie den Personalratsmitgliedern und den Ersatzmitgliedern je ein Exemplar der Geschäftsordnung aus. Den Dienstherrn brauchen Sie nicht über die Inhalte Ihrer Geschäftsordnung zu informieren. Die Aushändigung eines Exemplars an ihn (zumindest in Teilen) kann aber sinnvoll sein, wenn Ihre Geschäftsordnung Regelungen enthält, die ihn betreffen. Ich würde davon aber eher Abstand nehmen, denn es ist Ihre Geschäftsordnung.
GESCHÄFTSORDNUNG
Regelmäßiger Zeitpunkt und Ort der Sitzungen
Einladungsfristen
Aufgabenverteilung im Gremium und in den Ausschüssen
Zeit und Ort für Möglichkeit der Einsichtnahme in Unterlagen
Wer übernimmt welche Aufgaben, wenn Vorsitzender und Stellvertreter verhindert sind?
Redeordnung
Regeln der Sitzungsleitung
Regeln über die Protokollführung und die Verteilung des Protokolls, etc.
Verschwiegenheitspflichten über Personalratsinterna
Abstimmungsregeln
Spielregeln, wenn Personen an den Sitzungen teilnehmen, die nicht dem Personalrat angehören, Beispiel: Dienstherr
Bestimmungen über Personalversammlungen
Stellen Sie alte Dienstvereinbarungen auf den Prüfstand
Wenn Ihr Gremium die ersten organisatorischen Hürden genommen hat und gut zusammenarbeitet, sollten Sie sich alte Dienstvereinbarungen vornehmen, die irgendwann einmal mit dem Dienstherrn geschlossen wurden. Das bringt frischen Wind in die Dienststelle.
Möglicherweise enden diese demnächst, sind thematisch überholt oder haben sich nicht bewährt. Vielleicht hat Ihr Gremium auch neue Mitglieder, die die Dienstvereinbarungen des bisherigen Gremiums aus Sicht der Belegschaft erlebt haben, sie daher kritisch sehen und hier wertvolle neue Impulse einbringen. Kümmern Sie sich in all diesen Fällen um neue, zeitgemäße und für die Belegschaft optimale Dienstvereinbarungen.
Das Ende der Amtszeit eines Personalrats oder dessen geänderte Zusammensetzung bzw. Größe führen nicht zum Ende einer Dienstvereinbarung. Wäre das der Fall, müsste jeder neu gewählte Personalrat gleich zu Beginn sämtliche Vereinbarungen neu schließen. Und das würde jedes Gremium erst mal „erschlagen“.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Gremium gute Öffentlichkeitsarbeit macht
„Tue Gutes und sprich darüber!“ Unter diesem Motto steht auch Ihre Personalratstätigkeit: Sie arbeiten für und mit der Belegschaft. Dabei erhalten Sie vor allem durch Transparenz das nötige Vertrauen und den Rückhalt Ihrer Kolleginnen und Kollegen. Als wiedergewählter Personalrat bringen Sie die nötige Erfahrung mit, um alle Kommunikationskanäle richtig zu nutzen. Die Belegschaft hat Sie gewählt, um deren Interessen zu vertreten.
Diese Aufgabe können Sie nur erfüllen, wenn Sie eine regelmäßige Rückkopplung von der Belegschaft erhalten. Eine echte Rückkopplung wiederum ist nur dann möglich, wenn Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Dienststelle wissen,
was Sie überhaupt machen,
was Sie mit Ihrer Tätigkeit bewirken,
wann und wie sie sich an Sie wenden können.
Folgende Kanäle sollten Sie für die Kommunikation mit der Belegschaft und für Ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen:
Ständige Ansprechbarkeit in Eilfällen
Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit sollten Sie bekannt geben, dass jeder Mitarbeiter ein Personalratsmitglied seines Vertrauens konsultieren kann, um Fragen oder Probleme im Zusammenhang mit dem Dienstverhältnis zu erörtern. Dies soll und darf laut Bundespersonalvertretungsgesetz (BPersVG) grundsätzlich innerhalb der Arbeitszeit erfolgen.
Das Arbeitsentgelt muss Ihr Dienstherr während dieser Zeit weiterzahlen. Möglicherweise ist das Ihren Kolleginnen und Kollegen bereits bekannt. Weisen Sie dennoch darauf hin.
Es gibt Arbeitnehmer, die sich einen Ruck geben müssen, um ein Problem anzusprechen, und Ermutigung benötigen, bevor sie sich trauen. Wählen Sie am besten 2 Personen aus, die als Hauptansprechpartner fungieren, und zwar möglichst ein männliches und ein weibliches Mitglied.
Sprechstunde
Richten Sie darüber hinaus während der Arbeitszeit Sprechstunden ein. Abzuklären brauchen Sie mit dem Dienstherrn nur Zeit und Ort (§ 45 BPersVG). Wie Sie dabei am besten vorgehen, erfahren Sie detailliert auf der nächsten Seite.
Ob Sie eine Sprechstunde einrichten, entscheiden allein Sie. Im Gegensatz zur offenen Ansprechbarkeit (die Sie mindestens für dringende Fälle aufrechterhalten sollten) können Sie im Rahmen von Sprechstunden die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen gebündelt und ohne arbeitsbedingte Ablenkungen in Ruhe durchführen. Machen Sie die Sprechstundenzeiten über alle verfügbaren Kommunikationskanäle bekannt.
Personalversamm
lungSie müssen einmal im Halbjahr eine Personalversammlung einberufen (§ 59 BPersVG) und einen Tätigkeitsbericht erstatten. Hier haben Sie die Gelegenheit, Ihre Arbeit zu präsentieren. Bereiten Sie Ihre Tätigkeitsberichte deshalb gut vor.
Schwarzes Brett
Jeder Personalrat muss mindestens ein Schwarzes Brett haben. Je nach Art und Größe der Dienststelle sind auch mehrere sinnvoll. Wählen Sie für Ihr Schwarzes Brett einen Ort aus, den alle Arbeitnehmer regelmäßig passieren und der gleichzeitig ausreichend Platz bietet.
Vorstellung der Mitglieder
Schön ist es für die Belegschaft, wenn Sie die einzelnen Mitglieder Ihres Gremiums mit einem Bild und ein paar markanten Stichpunkten vorstellen. Sinnvoll sind darüber hinaus Veröffentlichungen über aktuelle Themen aus der Arbeitswelt mit dienstlichem Bezug.
Intranet
Das moderne Pendant zum Schwarzen Brett ist eine eigene Seite des Personalrats im Intranet. Das Intranet sollte grundsätzlich parallel zum Schwarzen Brett geführt werden und dieselben Informationen wie das Schwarze Brett enthalten, damit alle Kollegen davon Kenntnis erhalten können.
Lassen Sie sich nicht abhalten
Manch einem Dienstherrn ist die Öffentlichkeitsarbeit der Arbeitnehmervertretung ein Dorn im Auge. Ihr Dienstherr kann aber nichts gegen Ihre Veröffentlichungen im Intranet unternehmen, sofern diese keinen strafbaren Inhalt haben und auch nicht den Frieden in der Dienststelle massiv stören.
Vernachlässigen Sie das Intranet nicht
Nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ wird das Intranet gern vergessen. Ihre Intranetseite muss aber regelmäßig gepflegt werden. Wenn hier über Monate dieselben Informationen stehen, entsteht bei der Belegschaft schnell der Eindruck, Sie hätten nichts zu tun oder keine Ambitionen.
Kosten: Bringen Sie Ihre Ausstattung auf Vordermann
Ihr Dienstherr ist nach § 46 Bundespersonalvertretungsgesetz (BPersVG) verpflichtet, Ihnen alles an Material zur Verfügung zu stellen, was Sie für Ihre Arbeit benötigen, z. B.: Büroraum, Schreibtisch, IT-Ausstattung, Telefon, ggf. Sitzungsräume, Büromaterial.
Sie dürfen grundsätzlich nur Sachmittel verlangen
Geht es um Büroausstattung, Räume oder Ähnliches, also um Ihren Anspruch nach § 47 BPersVG, haben Sie „nur“ einen Überlassungsanspruch. Kommt Ihr Dienstherr seinen Pflichten nicht nach, dürfen Sie ausnahmsweise alles Nötige zunächst selbst besorgen und von ihm Aufwendungsersatz verlangen. Möglicherweise ist es ihm sogar lieber, wenn Sie sich selbst um die nötigen Anschaffungen kümmern – nach vorheriger Absprache, versteht sich.
Diese Kosten muss Ihr Dienstherr außerdem tragen
Nach z. B. § 47 BPersVG und § 54 BPersVG hat Ihr Dienstherr Ihre Kosten, beispielsweise für Schulungen, Sachverständige etc., zu tragen. Überlegen Sie bereits jetzt, welche Kosten im Laufe Ihrer Amtszeit entstehen könnten.
Ihr Freistellungsanspruch
Ist Ihr Arbeitgeber verpflichtet, nach § 44 BPersVG bestimmte Kosten zu tragen (z. B. für Schulungen), haben Sie grundsätzlich einen Freistellungsanspruch gegen ihn. Das bedeutet: Sie können von ihm verlangen, dass er Ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber dritten Gläubigern nachkommt. Voraussetzungen:
Die in Anspruch genommene Leistung ist zur Erfüllung der Aufgaben des Personalrats erforderlich, das Entgelt für die Leistung ist marktüblich und es liegt ein ordnungsgemäß gefasster Beschluss des Personalrats zugrunde.
Vermeiden Sie die Budgetierung Ihrer Kosten
Ihr Dienstherr ist verpflichtet, Ihre Kosten, die notwendigerweise im Rahmen Ihrer Arbeit anfallen, zu tragen. Das betrifft Kosten für Sachverständige, Schulungen etc. Der Versuch einer Budgetierung von Kosten zu Beginn eines Jahres ist bei Arbeitgebern besonders beliebt. Das ist durchaus legitim, denn nur auf diese Weise lassen sich die Ausgaben verschiedener Kostenstellen planen.
Möchte Ihr Dienstherr dies aber auch mit Ihrem Finanzbedarf tun, legen Sie sofort ein Veto ein. Eine Budgetierung der Personalratskosten brauchen Sie nicht hinzunehmen. Ihre Ausgaben sind nicht planbar – Sie wissen am Jahresanfang ja noch gar nicht, welcher Bedarf entsteht, welche Streitigkeiten Sie mit dem Dienstherrn ausfechten müssen etc. Zwingt er Sie dazu, mit einem Budget hauszuhalten, behindert er Ihre Tätigkeit.
So kommen Alt und Neu zusammen
Ihr neues Gremium setzt sich nun aus neu gewählten und bereits erfahrenen Mitgliedern zusammen. Unerfahrenheit und Routine, Alt und Jung sowie die unterschiedlichsten Vorstellungen prallen aufeinander. Dennoch ist es ganz wichtig, dass Sie nach außen hin geschlossen auftreten: gegenüber der Belegschaft und vor allem gegenüber der Dienststellenleitung. Schnell ein gut funktionierendes, einheitliches Team zu werden, das ist jetzt die Aufgabe der alten und der neuen Personalratsmitglieder.
Meistens kommen Neulinge im Personalrat und wiedergewählte Personalräte das erste Mal in der konstituierenden Sitzung zusammen. Den neuen Mitgliedern kommt möglicherweise vieles fremd vor. Sie müssen feststellen, dass die Abläufe der Personalratsarbeit teilweise strengen Regeln unterworfen sind, die ihnen vielleicht sehr seltsam und bürokratisch erscheinen. Damit in solchen Fällen Berührungsängste und Vorurteile ausgeräumt werden, gibt es 2 wichtige Regeln:
1. Für neue Personalräte: Fragen Sie die „alten Hasen“, wenn Sie den Sinn einer Regel oder bestimmte Abläufe nicht verstehen. Scheuen Sie sich nicht, erfahrene Personalratsmitglieder immer und immer wieder zu löchern, bis Sie alles wissen, was Sie benötigen, um Ihr Amt ausüben zu können.
2. Für wiedergewählte Personalräte: Versuchen Sie, sich daran zu erinnern, wie unsicher und unwissend sich ein ganz neuer Personalrat in den ersten Tagen fühlen kann. Reagieren Sie deshalb nicht gestresst oder kurz angebunden, wenn die Neulinge mit vielen Fragen auf Sie einstürmen. Bemühen Sie sich, alle Fragen und Zweifel von vornherein auszuräumen.
Sollten Sie wirklich mal keine Zeit haben oder geht es um Fragen, zu denen auch Sie keine Auskunft geben können, verweisen Sie die neuen Kolleginnen und Kollegen ausnahmsweise an die Gewerkschaft. Vielleicht haben Sie im Rahmen Ihrer bisherigen Tätigkeit bereits gute Kontakte geknüpft, die Sie weiterempfehlen können.
Vermeiden Sie diesen Fehler: Teambildung läuft nebenher
Viele neue Personalratsgremien stürzen sich sofort ins Tagesgeschäft. Die Teamfindung muss sich so nebenher ergeben. Diese Herangehensweise sollten Sie auf alle Fälle vermeiden. Der Findungsprozess dauert so viel zu lange oder klappt gar nicht. Und plötzlich ist bereits das Folgequartal da, Sie müssen eine Personalversammlung einberufen und haben an sich nichts Handfestes vorzuweisen.
Gehen Sie Ihren Teamfindungsprozess bewusst und konsequent an. Kommunizieren Sie dies auch ruhig nach außen, damit Belegschaft und Dienstherr wissen, dass Sie etwas tun. Beherzigen beide Seiten diese Grundsätze, kann eigentlich kaum etwas schiefgehen. Darüber hinaus gibt es aber zahlreiche Schritte, die Sie gehen können, um möglichst schnell ein besonders effizientes Team zu werden.
Schritt für Schritt gemeinsam erfolgreich
1. Schritt: Aufgaben festlegen, die zu vergeben sind, und entsprechende Anforderungsprofile erarbeiten
In einem Personalrat, in dem keine Aufgaben an die einzelnen Mitglieder verteilt werden, bleibt schließlich die gesamte Arbeit an einigen wenigen – meist den erfahrenen – Mitgliedern hängen. Neue, schüchterne oder weniger engagierte Personalräte bleiben außen vor. Das ist für die Effizienz des Gremiums sehr ungünstig.
Denn gerade neue Mitglieder bringen häufig einen anderen Blickwinkel sowie einen starken Veränderungswillen mit. Sie wissen aber aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung oft nicht, wie sie ihr Engagement in konkrete Aufgaben umsetzen können und welche Folgen bestimmte Handlungen nach sich ziehen. Sinnvoll ist es deshalb – abgesehen von den Ausschüssen, die ab einer bestimmten Größe des Gremiums ohnehin vorgeschrieben sind – feste Funktionen zu definieren und entsprechende Anforderungsprofile zu erarbeiten.
2. Schritt: Wissenskarten erstellen
Die einzelnen Mitglieder Ihres Gremiums sollten sich an Ihrem Schwarzen Brett mit Bild und kurzen Informationen zur Funktion vorstellen. Noch einen Schritt weiter gehen sogenannte Wissenskarten, die auf Papier erstellt und/oder im Intranet angelegt werden. Jede Wissenskarte benennt ein Mitglied und dessen Fähigkeiten, Aufgaben, Themenschwerpunkte und die Amtszeit. Das hilft nicht nur Ihren Kolleginnen und Kollegen in der Dienststelle enorm, wenn sie Personalräte mit bestimmten Fähigkeiten oder einfach nur viel Erfahrung suchen. Auch für Sie selbst kann eine Wissenskarte eine große Hilfe darstellen, wenn Ihr Gremium groß ist.
3. Schritt: Ein Patensystem einführen
Ist Ihr Gremium groß, ist ein Patensystem sehr sinnvoll. Dabei erhält jedes neue Mitglied einen erfahrenen Personalrat zur Seite gestellt. Das neue Mitglied arbeitet sich auf diese Weise schneller in das Gremium ein und versteht dessen Arbeitsabläufe sofort.
4. Schritt: Anforderungen festlegen
Wer bringt welche Fähigkeiten mit? Aufgrund des Anforderungsprofils (Übersicht Seite 10) sollten die Mitglieder selbst einschätzen, wie ausgeprägt ihre Kompetenzen sind. Anschließend überlegen Sie gemeinsam, wie die ermittelten Stärken optimal eingesetzt werden können. Anhand dieser Informationen können Sie nun auch die Schulungen planen, um die ermittelten Lücken möglichst schnell zu schließen. Das gilt übrigens nicht nur für die neuen Kandidaten. Auch die altbewährten Mitglieder sollten sich stets vor Augen halten, dass sie niemals auslernen.
Interessengerecht schulen
Wichtig ist natürlich auch, wo sich die Mitglieder engagieren wollen. Wenn ein Mitglied ohne juristische Kenntnisse gern ins „Team Dienstvereinbarungen“ möchte, können die fehlenden Vorkenntnisse ohne Weiteres durch eine Schulung erworben werden. Die meisten Menschen sind vor allem dann motiviert, wenn sie etwas gern tun.
Ein „gutes“ Wahlergebnis ist kein Kriterium für die Besetzung eines Amts. So können sich Personalräte mit vielen Stimmen nicht etwa als Erste ihr Lieblingsamt aussuchen. Die Kriterien für die Entscheidung der Wähler haben überhaupt nichts mit den Voraussetzungen für eine Position zu tun.
5. Schritt: Eine Wissensdatenbank etablieren
Ein sehr effizientes Werkzeug, um das Wissen aller alten, neuen sowie bereits ausgeschiedenen Personalräte zusammenzubringen und auch für zukünftige Gremien zu bewahren, ist eine Wissensdatenbank. Dass ausgeschiedene und ausscheidende Mitglieder häufig einen großen Schatz an Erfahrungen mitnehmen, ist für ein derart wichtiges Gremium wie den Personalrat ein großer Verlust. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, die enorme Arbeit, die eine Wissensdatenbank macht, in Angriff zu nehmen. Warum nicht von Ihnen und Ihren Kollegen?
Eine Wissensdatenbank bedeutet konkret Folgendes: Sämtliches Wissen Ihrer Mitglieder, das beschrieben werden kann, wird in einer Datenbank strukturiert abgelegt. Es können Ordner eingerichtet werden, die Sie nach Schlagwörtern sortieren. Darin wiederum können Sie Gesetzestexte, Schreiben der Gewerkschaften etc. hinterlegen. Ganz wichtig, um Wiederholungsfehler zu vermeiden oder um an erzielte Siege anzuknüpfen, sind auch persönliche Erfahrungen. Deshalb sollte es einen Ordner geben, der wichtige Erfolgsgeschichten und markante Misserfolge enthält.
Beachten Sie bei der Planung dieses Projekts Folgendes
1. Ideal ist ein Datenbanksystem (Content-Management-System oder Wiki). Entscheiden Sie je nach technischen Möglichkeiten und nach Ausstattung, welches System sinnvoll für Sie ist. Haben Sie keinen Sachverständigen im Gremium sitzen, können Sie jemanden von außen zurate ziehen.
2. Vereinbaren Sie Dokumentenstandards (z. B. Benennungen für Ordner und Dateien).
3. Achten Sie von vornherein auf eine einfache, ständige Erweiterbarkeit der Datenbank.
4. Denken Sie von Anfang an auch an die Sicherheit. Ideal ist ein Dokumentenserver (möglicherweise auch extern als Cloud) oder ein Intranet, zu dem alle Mitglieder Ihres Gremiums Zugang haben.
Positionieren Sie sich jetzt mit erfolgreichem Selbstmarketing richtig
Das Verhältnis zwischen Personalrat und Dienstherr ist heute in vielen Behörden partnerschaftlich. Die meisten Dienstherren wissen, dass ihre Personalräte die Arbeitnehmerinteressen unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen der Dienststelle vertreten.
Ein gekonntes Selbstmarketing hilft Ihnen, sowohl von Ihren Kollegen aus der Belegschaft als auch von Ihrem Dienstherrn positiv wahrgenommen zu werden. Grundvoraussetzung dafür, dass das funktioniert, ist, dass Sie ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein haben. Dazu müssen Sie Ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und akzeptieren. Zudem sollten Sie selbstverständlich bereit sein, sich weiterzuentwickeln und Ihre Schwächen möglichst abzumildern.